In jüngster Zeit tauchen in Bettinas Bronze-Figurationen erneut vorgefundene Rest-Materialien auf, die nun unübersehbar konkreten Bezug zur Künstlerin selbst nehmen.
So kommt etwa in den „Pillen-Apotheken“ zahlreichen ausrangierten Tablettenblistern eine explizit inhaltliche Konnotation zu. In den „Nachtapotheken“ bestückt sie das seit 2016 immer wieder thematisierte Eulenmotiv mit leeren Augentropfen-Ophtiolen. Überführt dabei die kleinen Kunststoffampullen wie „objets trouvés“ aus ihrer eigenen Lebenswelt in die Sphäre der Kunst. Auf Hochglanz poliert, verweisen die – nun bronzenen – Phiolen in der während des ersten Corona-Shutdowns 2020 entstandenen Installation „Chouette-down COVID-19“ unübersehbar auf die Bedeutungsebene.
In doppelter Hinsicht vollzieht sich hier also eine Transformation, sowohl inhaltlich im Weisen auf eine Meta-Ebene, wie auch materiell im Wechsel des Materials. Transparenz gerinnt zu opaker Materialität, indem das vergängliche Material Plastik – diese „alchimistische Substanz“ (Roland Barthes) – in eine modellierte Plastik aus Bronze verwandelt wird. Gleichsam die Idee der unendlichen Wandelbarkeit von Materie verkörpernd, fügt sich auch dieses Wortspiel als mehrdeutiger Subtext in Bettinas spielerisch-offenen Werkprozess ein.
Transforming – Im Modus steten Wandels. Zum künstlerischen Werk von Bettina Scholl-Sabbatini, in: Monographie Bettina Scholl-Sabbatini, hg. von Paul Bertemes, Edition MediArt, Luxemburg 2022.
Rezension von Fernand Weldes im Tageblatt Luxemburg 05.09.2022Bettina Scholl-Sabbatini: Muschelform © Christiane Olivier
Als Hommage an die heimische luxemburgische Stahlindustrie entstand Bettina Scholl-Sabbatinis “Rail Owl”.
Das Federkleid der 2017 von der Gemeinde Rodange bei ihr in Auftrag gegebenen, überlebensgroßen Eule gestaltete die Künstlerin mit unzähligen kleingeschnittenen Bahnschienenelementen – ein eindeutiger Verweis auf die Eisenbahnergemeinde Petingen und den Stahlwerk-
standort Rodange.
Als antikes Symbol der Weisheit und Strategie trägt Betiinas sieben Meter hohe Eule in ihrer Mitte zudem ein “goldenes Herz” in Gestalt eines Eis, das den – gerade in krisenhaften Zeiten so unerlässlichen – Aspekt der Hoffnung ins Spiel bringt.
Nacht-Apotheken-Eule 2017 © Bettina Scholl-Sabbatini
Eine neue Version der “Grande Melusina” hat im Juni 2020 ihren Platz vor der Frauenklinik des Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) gefunden. Ortsbezogen hat die Künstlerin ihre lebensfrohe Figur “Melusina Mater” genannt.
Inauguration officielle de la statue melusina materMelusina Mater, 2020 © Bettina Scholl-Sabbatini
Eine neue Version von Bettina’s “Großer Melusina” war ím Dezember 2018 im Rahmen der Biennale “De mains de maîtres” in Luxemburg (Stadt) zu sehen. Unter dem Motto “Gestes & Merveilles” vereinte die Ausstellung rund 300 Werke von über 60 Künstlern aus Luxemburg, Frankreich, Belgien und Frankreich.
Expo Biennale Luxembourg “De mains de maîtres”: 29.11. – 2.12.2018
Für Soroptimist International Europe kreiert die luxemburgische Künstlerin Bettina Scholl-Sabbatini 2017 eine weibliche Friedensfigur in Bronze (Peace Prize).
Die bronzene Studie zu dieser Friedensfigur wurde nominiert für den [Kun:st] Preis 2017, veranstaltet von [Kun:st] Stuttgart International e.V. für Künstler und Künstlerinnen aus dem In- und Ausland.
BETTINA SCHOLL-SABBATINI'S PEACE PRIZE SOROPTIMIST INTERNATIONAL EUROPE 2017
Mérite Culturel für Bettina Scholl-Sabbatini
Esch-sur-Alzette im Dezember 2016
Melusina dorata 2015 © Bettina Scholl-Sabbatini
Einem zentralen Thema der Kunst, dem weiblichen Torso, widmet sich Bettina Scholl-Sabbatini mit ihrer neuen Melusina-Serie (2015). Und trotz ihrer vermeintlichen Unvollständigkeit geben sich diese mal schlanken, mal kompakten Körper als geschlossene Einheiten.
Bettinas putzmuntere Wasserfrauen sind mit ihrer reliefartigen Oberflächengestalt von ausgesprochen taktilem Reiz und sprödem Charme, keinesfalls aber sind sie gefällig. Abseits bloßer erotischer Aufladung, begegnet uns in diesem Konzept der Melusina eine erfrischende Lebendigkeit, die gerade nicht an ein geglättetes Körperideal gebunden ist.
Im Rahmen der luxemburgischen EU-Präsidentschaft zeigt die Academia Belgica in Rom die 21 Unikate der Luxemburger Skulpteurin.
Ausstellung: 25. Juni bis 24. September 2015. Es erscheint eine Publikation mit Beiträgen zum Thema Melusina aus historischer und kunsthistorischer Sicht.
Beitrag LinkedInCover: Melusina, Edition Convivium 2015
Publikation:
Bettina Scholl-Sabbatini – Melusina
Luxemburg 2015, Edition Convivium
mit Texten von Maria Luisa Caldognetto, Jean-Claude Muller, Stefania Severi und Marion Vogt
NEUGIERIG AUF BETTINA SCHOLL - SABBATINI'S MELUSINEN ? ...
Oberflächentextur Melusina © Bettina Scholl-Sabbatini
Im Rahmenprogramm der 12. Biennale der Architektur in Venedig 2010 präsentierte Bettina Scholl-Sabbatini ihre 34 Unikate umfassende Serie Coquilles, gegossen in Bronze oder Aluminium. Zwischen 2008 und 2010 entstanden, zeigen diese Objekte die formale wie die koloristische Entwicklung ihrer künstlerischen Idee von der Muschel.
In den Coquilles entwickelt Bettina ihre ausgesprochene Neigung zum Architektonischen, im weitesten Sinne zum gestalteten Raum weiter. Nicht die Nachbildung eines realen Muschel- oder Schneckenhauses ist hier das Thema, sondern der umschlossene Raum und alle mit diesem verbundenen Aspekte des Geborgenseins, des Bergens und des Verbergens.
Muschel / Coquille 2010 © Bettina Scholl-Sabbatini
Als Gehäuse subjektiven Seins, quasi als Schutzraum, Schlupfwinkel oder Kokon für Persönliches thematisieren die Muschel-Objekte von Bettina Scholl-Sabbatini die Dialektik des Drinnen und Draußen, gleichsam die Ästhetik des Verborgenen. Das eingeschlossene Innenleben scheint imaginäre Schätze, vielleicht gar süße Geheimnisse zu bergen.
Rückschlüsse auf das in Bettinas poetischen Räumen verborgene Innenleben lassen nur mehr die hintersinnigen Werktitel zu. Vordergründig literarisch anmutend, entpuppen sich diese Titel schnell als Persiflagen ihrer selbst und sind zugleich aufs Engste verbunden mit dem ausgeprägten Sprachwitz der in mehreren Sprachen parlierenden Kosmopolitin aus Luxemburg.
(Marion Vogt, Von Muscheln und Geistern. Bettina Scholl – Sabbatini’s genialisch beseelte Gehäuse, in: Katalogbuch 2010, S. 20-35)
Publikation:
Bettina Scholl-Sabbatini – Coques, Coquilles, Esprits, Génies.
Katalogbuch zur Ausstellung im Rahmen der 12. Architektur-Biennale, Venedig 2010
Texte: Gaddo Morpurgo, Cristina Ziacchi-Morpurgo und Marion Vogt
Schleierfisch-Muschel 2010 © Bettina Scholl-Sabbatini
Libro Conchiglia 2014 © Bettina Scholl-Sabbatini
Bettina Scholl-Sabbatini: Muschelform 2 © christiane.olivier
Ausstellungen (Auswahl)
1967 / 1974 / 1983 Galerie Municipale, Esch-sur-Alzette (L)
1990 Galerie Wild, Weinheim (D)
1991 Galerie Pensa, Basel (CH)
1993 Galerie Castan, Echternach (L)
1994 / 1995 Théatre Municipal, Esch-sur-Alzette (L)
1997 Installation, Romanische Kirche in St. Martin (F)
1989 Galerie Simoncini, Luxemburg (L)
2006 Château de Bourglinster (L)
2008 Stadt Metzingen (D)
2010 Spazio per l’Arte 2968, Venedig (I)
2011 Museo Rimini (I)
2012 Galerie Simoncini, Luxemburg (L)
2014 Biblioteca Nazionale Centrale, Rom (I)
2015 Academia Belgica, Rom (I)
Werke in öffentlichem und privatem Besitz (Auswahl)
Als ehemalige Vizepräsidentin von Soroptimist International (SI) machte sich Bettina Scholl-Sabbatini für die Interessen der Witwen und Waisen Ruandas nach dem Genozid von 1994 stark. Sie initiierte den jährlich stattfindenden Friedensmarathon und ihr ganzes Engagement gilt dem Aufbau des Berufsschulzentrums San Marco in Kigali.
Die Künstlerin und ihr Wachsmodell: Bettina Scholl-Sabbatini © christiane.olivier
Taschen-Objekt (Aluminium, lackiert) Detail © Bettina Scholl-Sabbatini
Bettina Scholl-Sabbatini: Köpfe © christiane.olivier
La hautaine II, 2020 © Bettina Scholl-Sabbatini
Bettina Scholl-Sabbatini im Atelier
Rail Owl 2020, Rodange / Luxembourg © Bettina Scholl-Sabbatini
Große Eule, Modell 2017 © Bettina Scholl-Sabbatini
Mermaid / Melusina Mater, 2020 © Bettina Scholl-Sabbatini
Melusina Ondina 2015 © Bettina Scholl-Sabbatini
Melusina 2018, Biennale Luxembourg © Bettina Scholl-Sabbatini
Studie zur Friedensfigur 2017, Bronze © Bettina Scholl-Sabbatini