Seit vielen Jahren widmet sich die in Genf lebende Künstlerin Ute Bauer der Umsetzung von Themen der Homöopathie in Skulptur und Plastik. Im Aufzeigen der Verschiedenartigkeit des Menschlichen machen ihre Arbeiten die tieferen Verknüpfungen zwischen Mensch und Natur anschaulich.
Publikation:
Ute Bauer – Skulpturen / Sculptures 1995 – 2012
hg. v. Guy Louton, Genf 2012
Texte von Ute Bauer, Guy Loutan, Phillippe Servais und Marion Vogt
In fast schon klassischer Kompositionsweise laufen Ute Bauers organisch gerundete und von klarem Kontur geprägte Formen ineinander, fügen sich zu einer Balance, die im Gesamteindruck dem Prinzip des antiken Kontraposts nahe ist.
Der Ausdruck formaler Harmonie ist dabei nicht ans Statisch-Unbewegte gebunden, entwickelt vielmehr seine größte Ausstrahlung in einer für Bauers Œuvre spezifischen Bewegtheit. Einen eigenen Beitrag leistet dabei die betonte Einbindung des Raumes in die skulpturalen Formen, denn im Wechsel von Konkav und Konvex ergeben sich zahlreiche Durch- und Einblicke, die die Skulpturen zum Raum hin öffnen und beleben.
Entlang der ineinander greifenden Formverläufe bewegt sich der Betrachterblick in ruhigem Gleichmaß voran, um an manchen Stellen zu verharren, in anderen Partien wiederum flott zum Ausgangspunkt zurückgeführt zu werden. Entsprechend einer In sich gekehrten und in sich zurücklaufenden Bewegtheit scheint alles zu fließen.
Samarskite © Ute Bauer (Foto: Alex Gerenton)
Binnenraum wird spürbar und materialisiert sich zu einem gleichwertigen Teil der Skulptur. Der Prozess des Schauens und Erkennens an sich wird durch diese Intensivierung thematisiert, so wie die Gegenwart der Form in Raum und Zeit wahrnehmbar wird. Im Umschreiten der Plastik eröffnen sich uns immer wieder neue Ansichten und Aspekte, die jeweilige Figur zeigt sich in stets neuer Gestalt.
Es ist insbesondere die Prozesshaftigkeit dieses gleichmäßigen und unaufgeregten Aufeinanderfolgens von Blickwinkeln und Perspektiven – mithin die Bewegtheit – die als Charakteristikum Ute Bauers Werke auszeichnet.
Innere Energien treten in Gestalt gespannter Oberflächen, schwingender Formgrenzen und praller Volumina nach außen. Bewegtheit ist dabei nicht als Motiv von Bewegung, sondern als Ausdruck einer im Inneren waltenden Dynamik zu verstehen, die im Äußeren zur Anschauung kommt.
Eine Dynamik, die sich in den wie atmend gespannten Oberflächen und den in Spannkraft energetisch sich wölbenden Konturverläufen manifestiert. Eine Dynamik, die dem in Bronze gegossenen Objekt eine eigene Präsenz – vielleicht gar Lebensfülle – verleiht.
Lycosa tarentula, 2005 © Ute Bauer (Foto: Alex Gerenton)