ERNST LUDWIG KIRCHNER #kunstmomente

Publikation:

Ernst Ludwig Kirchner. Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphik.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Saarland Museum
hg. v. Ernst-Gerhard Güse
Saarbrücken 2001, Seite 19-32

Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek ...

Ernst Ludwig Kirchner. Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphik. Ausstellungskatalog Saarlandmuseum 2001

Marion Vogt: Hieroglyphe und Figurenornament – Ernst Ludwig Kirchners Originalgraphik als Synthese seines künstlerischen Gestaltungswillens

Textauszug Seite 30f:

Zu diesem Zeitpunkt (Mitte der 1920er Jahre) kann von spontanem Arbeiten bereits keine Rede mehr sein. Kirchners Schaffensprozess ist inzwischen vielmehr höchst reflektiert, denn seit den frühen, noch durch Krankheit stark eingeschränkten Davoser Jahren beschäftigt er sich mit Geschichte und Theorie der Kunst (Brief an Elfriede Knoblauch vom 17.2.1930).

Darüber hinaus beginnt er unter einem Pseudonym, dem Namen des französischen Freundes Louis de Marsalle, über seine eigenen Werke zu schreiben. Ziel dieser Inszenierung war es, sich und sein Werk klar gegenüber anderen Künstlern abzusetzen. Nicht nur in der Zeichnung, sondern insbesondere auch in der Radierung – der sich Kirchner nun verstärkt widmet – ist eine intensivierte Neigung zum Linienornament zu spüren.

So werden etwa in dem Blatt Zwei nackte Mädchen am Waldesrand (Radierung 1921, Dube R 396 II) die beiden Figuren – Erna und die Tänzerin Nina Hard – durch einen verbindenden Kontur zur stilisierten Gesamtform zusammengefasst. Die angestrebte Hieroglyphe scheint vor allem in der Radierung realisierbar zu sein, wie Kirchner 1920 selbst über die Vorzüge dieser Technik schreibt: „…das ist, was ich die Hieroglyphe nenne, d.h. die Formgestaltung des Gegenständlichen, ist reiner als im Holzschnitt, da die Linie einfacher und zwangloser zu machen ist.“ (Brief an Schiefler vom 25.5.1920)
Und Louis de Marsalle lässt er dies bestätigen: „So enthalten die Radierungen besonders in den ersten Zustandsdrucken die unmittelbarste Hieroglyphe.“ (Louis de Marsalle, Über Kirchners Graphik, in: Davoser Tagebuch, S. 229)

KUNST IST KOMMUNIKATION ...